„Ist Dir langweilig?“

Drei Worte Belanglosigkeit, die so besorgt mütterlich daherkommen und doch nur von Herzen boshaft sind. Als sozialmediale Reaktion auf die Beiträge anderer in etwa einzuordnen zwischen so kreativen Ausnahmeleistungen, wie den Legionen überraschend umgefallener Reissäcke, den schmerzhaften Lücken, hinterlassen durch die abgängigen Busse mit den Fahrgästen, die das wissen wollen, Kängurus, Uruguay und der superinteressanten und immer wieder erfrischenden Geschichte zu Al Bundy, der 1966 vier Touchdowns in einem Spiel gemacht hat und den „Polk High School Panthers“ damit zur Stadtmeisterschaft verholfen hat! Das wollen wir bei aller Aufregung natürlich nicht vergessen. Werden wir auch nicht. Und damit ist die begrenzte Begabung der „maulenden Myrthen“ zum Pointenmining in der Regel auch schon erschöpft. Nein, dafür müssen sie keinen Applaus erwarten und dürfen ruhig weiter in Missmut und Missgunst verschrumpeln wie das Gemächt zum Silvesterbad von Zandvoort in der winterlichen Nordsee.

Die aktuell gängigste Definition stammt übrigens von Professor Dr. John Eastwood von der psychologischen Fakultät der Universität von Toronto: „Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufriedenstellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können.” Das bedeutet, dass wir uns langweilen, wenn wir Dinge tun, die uns nicht zufriedenstellen. Oder eben wenn wir nichts tun, obwohl wir gerne etwas tun möchten.

Ha! Da haben wir’s: Projektion, Übergriff, Frustdiskreditierung. Der Postende tut ja, was er möchte. Er präsentiert, wozu er Lust hat, ideiert, kuratiert, paraphrasiert, kopiert und stellt neu zusammen oder teilt kommentierend. Das kann sein wie es will, hat ein Lob verdient oder auch Kritik. Auf jeden Fall eine inhaltliche Auseinandersetzung. Und wenn es den Surfer nicht interessiert, dann surft der eben weiter. Nicht so die „maulende Myrthe“. Die sucht den Krawall. Und warum macht sie das? Weil sie nur selten in der Lage ist, Eigenständiges zu schaffen. Sie sucht ihr Heil in der Demontage. Das ist ihre Form von Ausweichdynamik. Ersatzbefriedigung. Masturbation mit der eingeschlafenen Hand im Fellhandschuh, weil die sich anfühlt wie eine Fremde. Weil ihr … langweilig ist! Der „maulenden Myrthe“ fällt nichts ein, obwohl sie gerne etwas tun möchte. Mitmachen, Teilhabe, allerdings destruktiv.

Das nervt und kann uns gerne gestohlen bleiben.

We don’t need no water, let the „maulende Myrthe“ burn!

Burn, maulende Myrthe, burn!

motiv: pexels / © Andrea Piacquadio

Bruno SchulzComment