Schulsport

Ich habe mich selbst nie sehr für den Sportunterricht begeistern können. Die Kumpanei der Dummsten und ihre Gliedvergleichereien, der ungewaschene Umkleidemuff, der bei Ballsportarten unvermeidliche, eklige Direktkontakt mit Menschen, die man ansonsten mit der Beißzange nicht anfassen würde und die völlig sinnfreien Übungen an Kisten, Stangen, Seilen und runtergewichsten, stinkenden Matten: eine Art 'Parcours' für solche, die sich keine Gedichte merken konnten.

In jungen Jahren war ich im Reitsport aktiv, später im Dauerlauf und im Studio, wohlgemerkt keine Eisen-und-Schweiss-Muckibude. Ja, ich war und bin für den Teamsport völlig ungeeignet.

Das habe ich zu Schulzeiten vorsichtig versucht, einem besonders sadistischen Exemplar Sportpädagogen darzulegen, der mir dafür als Exorzist die Flausen austreiben und mich zum Dank vor meinen Klassenkameraden zur Sau machen mochte. Naja, für Mittelmaß hat es immer gereicht und die Stange war zähneknirschend im dritten Anlauf gemeistert. Dafür habe ich ihm coram publico wütend und mit der ganzen Kraft meines kleinen Herzens einen Vortrag gehalten, dass es mir wohl für immer unerklärlich bliebe, wie ein gesunder erwachsener Mann seine berufliche Perspektive in Kabenschweiss und Gemeinschaftsdusche finden könne für Dreimarkfünfzig im Monat. In der Summe der Dinge stand kurz darauf ein Schulwechsel an. Mein Verhältnis zur schulischen Zwangsleibesertüchtigung hat sich alkerdings nicht mehr verbessert.

PS: gerade das Thema „Knaben an der Stange“ zur Satisfaktion des Paukers, hätte wohl schon immer ein wenig mehr fachmedizinische Aufmerksamkeit verdient. Natürlich nicht pauschal, aber eben doch auch mehr als in der Ausnahme.

PPS: „mens sana in corpore sano“ ist eine nicht selten von jenen zur Doktrin erhobene Leerformel, ein „Dummenlatrinum“, die ihre Leseträgheit und Denkstarre durch Klimmzüge kompensieren zu können glauben. Die können es allerdings noch so vehement hinausposaunen - meine Oma Alwine pflegte zu statuieren: „wer schreit hat selten recht“ - und doch sei ihnen versichert, seine Lebenszeit exklusiv mit Liegestützen und Kniebeugen zu verbumfeien fliegt irgendwann in jeder Debatte auf und sei sie noch so niederschwellig. Auch der augenfällige Missbrauch von Satzzeichen verkündet nicht selten sein trauriges Lied davon.

PPPS: und „Völkerball“ ist eine Art späte Revanche für Stalingrad, wo „wir“ kurz vor dem sicheren Endsieg von Paulus und seinen Memmen verraten wurden. Das wäre unter den Sportstrategen nicht geschehen. Die runden Mädchen mit mehr als fünf Dioptrien übernehmen übrigens die Rolle des bösen Iwan.

Bruno SchulzComment