von digitalen Impfnomaden.

Nachdem ich vor ein paar Stunden ein paar Gedanken über den erschreckend grassierenden Schwachfug zum selbstdeklarierten „Exodus“ aus der hiesigen Hölle einer vermeintlichen „Corona-Diktatur“ und „Impf-Apokalypse“ notiert habe, bekomme ich einen recht neuen, frischen Gegenwind., der allerdings nicht nach Morgenluft duftet.

Nun weiß ich ja um die Wirkungen meiner Provokationen und kenne natürlich die üblichen Reaktionen darauf. Aktuell habe ich aber mit einer neuen Gruppenerscheinung von selbstestimierten Skeptikern zu tun, die sich nicht direkt der Haltungslatrine der Schwurbler zuschlagen lassen möchten und darum als kritisch meinende Mittler zwischen den Welten verstanden werden wollen.

Mangelhafte Integrität und Loyalität in pseudoakademischem Anstrich. Sie fühlen sich, jeder Fremdwirkung diametral entgegengesetzt, als Universalgelehrte mit holistischem Weltenblick. Und sind bemüht, die exponentiell anwachsenden Ausreisewahnwichtelnden als freie Geister und digitale Nomaden umzuflaggen, denen die Enge einer „institutionalisierten Hygienehysterie“ gehörig auf den Senkel ginge und die nach dem Blick über den Tellerrand gierten wie Nachbars Lumpi nach der Fleischwurst. Quatsch mit Soße!

Digitale Nomaden? Hä? Wo kommen die denn auf einmal her? Und sollten die nicht eigentlich besser informiert sein, so 365/7/24 nonstop eingeschleift ins Netz der Netze? Hallo? Wir haben ja kaum digital Sesshafte. Nicht wahr, Frau Bär?

Nur weil jemand in der Lage ist, als „Influencer“ seine Begabungslosigkeit via Smartphone öffentlich zu machen, wird er ja noch lange nicht in eigener Sache digital wertschöpfend. Deutschlands Anbindung liegt knapp hinter der von Dörfern und Weilern im hohen Atlas in Marokko. Hier fällt das vielen nur deshalb nicht auf, weil sich ihnen das Defizit erst gar nicht darstellte. Außer vielleicht während des Streamens ihrer Pornofilme während des ersten Lockdowns.

Etwas nüchterner, ahnten diese Maximalinformierten, dass zum Beispiel das Reglement einer südamerikanischen Diktatur, die das Impfrecht bei Kindern militärisch durchzusetzen gewillt ist, vielleicht doch etwas strammer sitzen könnte als in unseren Breiten.

Wir erkennen unschwer das Paradoxon der vorgeblich digitalisierten Informationsgesellschaft, die darunter exklusiv versteht, die eigenen, niedlichen Befindlichkeiten coram publico ausscheiden zu können, sich aber selbst kein klares Bild verschaffen mag. Machen wir uns nichts vor, es hat sich nur wenig verändert seit den mittelalterlichen Gauklermärkten. Das Kasperletheater hat jetzt halt einen An/Aus-Knopf und wenn der Akku lehr ist, kommt 'ne Pause. Im Grunde sollten wir uns nicht wundern, denn was sollten ganze fünftausend Jahre Evolution, höchstens zehn, hier schon bewirken in Relation zum Ganzen. Ein Mückensch*ss. Und wenn man die Augen vorsichtig schließt, sieht man all diese digitalen Nomaden noch mit ihren blutigen Kaninchenfellen um die Füße gewickelt durch den deutschen Mischwald streifen.

Oder ist das alles eine irrtümelnde Diagnose meinerseits und ich sollte das Ganze so verstehen, dass all die Fachleute just in diesem Augenblick dem konventionellen, inhabergeführten Mittelstand und den kleinen Unternehmen durch Impfverweigerung und die Konsequenzen daraus endgültig den Gar ausmachen wollen, um eine Digitalisierung Deutschlands am Ende doch noch durchzusetzen?

Und was ist, wenn die Erde doch eine Scheibe ist?

Scherz! (wegen möglicher Missverständnisse)

Motiv: Pexels

Bruno SchulzComment