Hier und da.

„manchmal ist der Körper schon da,

aber die Seele noch dort

und das Herz schwebt." (2017)

„Urlaub ist immer anders, das kannst du nicht vergleichen, setz mal die rosa Brille ab“, höre ich sie immer sagen und höre daraus regelmäßig ein „füge dich gefälligst in dein Schicksal, so wie wir das auch tun, 'weil es sich so gehört'.“

An solche Vorschläge habe ich mich noch nie gehalten und stehe vielleicht auch darum, wo ich gerade stehe. Ich werde wohl noch sehr lange arbeiten dürfen, worin ich aber kaum Nachteile ausmache, solange ich immer weiter tun muss, was ich will.

Wenn ich mich umhöre, ist es kaum selbstverständlich, dass ich mich mit meinen sechsundfünfzig Lenzen weiterhin sonntags auf den Montag freue und das was mich vielleicht erwarten und herausfordern wird.

Wo das alles in Zukunft stattfindet, ist ja noch lange nicht ausgemacht. Heute und für ein paar weitere Saisons zwischen den Nordjütlandaufenthalten, ist es wohl das Senfwerk und unser schulzundtebbe LOFT in Bad Kreuznach, der mir sehr am Herzen liegt, weil wir uns dort vor ziemlich genau fünf Jahren unseren Kreativraum schaffen durften. Der Markus und ich hatten es nicht nach New York geschafft, also haben wir Manhattan an die Nahe geholt.

Es ging bergauf und bergab und wieder bergauf mit einigen fiesen Prüfungen, manche selbst verursacht, weil man sich selbstbesoffen eben auch mal gerade machen will, andere hinterlistig und perfide aufgestellt. Es ist ein Phänomen, wie man hintergangenes Vertrauen durch noch mehr Vertrauen wieder wett machen kann, solange man die richtigen und rechtschaffenen Menschen an seiner Seite weiß und sich nicht verrennt. Der Rest ist Karma, das wird es richten.

Vielleicht verändert sich die Gewichtung der Phasen zwischen Weinberg und Küste, Während ich diesen Text in mein Smartphone tippe, liege ich bei geöffnetem Fenster im Bett in meiner Fischerkate, höre die Möwen schreien, die Brandung „um die Ecke“ brüllen und fühle ganz tief, wie gut es ist, um die eigenen Pole zu wissen zwischen allen Stärken und Schwächen.

Gleich stehe ich auf, koche einen Kaffee und gehe mit unserem Basset Wilma an den Strand. Und ich schaue mit der Philosophin unter den Hunden weit hinaus auf das Meer. Und ich denke an Herman Melville, der schon 1851 in seinem großartigen Roman 'Moby Dick' für alle Zeiten festhielt:

„Immer wenn ich merke, dass ich um den Mund herum grimmig werde, immer wenn in meiner Seele nasser, nieseliger November herrscht ... dann ist es höchste Zeit für mich, sobald ich kann, auf See zu kommen.“

Bruno SchulzComment