die TeilhEber

die ‚TeilhEber‘

Bevor das Socialsplaining hier gleich wieder ungefragt Wellen schlägt: es geht hier um Teilh’E’berschaft … nicht Teilh’A’berschaft. Kein Orthodingens. Danke.

Bei der Teilh’E’berschaft geht es im Gegensatz zur Teilh’A’berschaft fast immer bloß um einen gefühlten Anspruch, bar jeder Rechtsgrundlage. Ganz im Gegenteil. Erhoben wird die ‚TeilhEberschaft‘ in der Regel von Zeitgenossen, die meistens gut abgehangene, fremde Inhalte kop…, äh ‚gekonnt kuratieren' und in den eigenen Kanälen quellenbereinigt wie vor allem unverändert reproduzieren. Niemand regt sich darüber auf, weil sie als Humorstandards ohnehin als Gemeingut unserer Kulturgeschichte gelten und eine Kennzeichnung auf Urheberschaft oftmals gefühlt unmöglich ist. Frei davon sind sie natürlich nie.

Man sollte sich allerdings davor hüten, die Botschaften einfach so weiterzutratschen ohne den Teilh’E’ber kniefallwürdigend zu bezeichnen und zu besingen, der zwar kaum Anspruch auf Beteiligung an der Entstehung solcher Beiträge hat, dafür aber immer wieder gerne einen sicheren Applaus mitnimmt, weil ja bereits inflationär darüber gelacht wurde. Witze mit Gürtel und mit Hosenträger. Humor ohne Risiko. Die Vollkaskopointe sozusagen. Der Teilh’E’ber ist demnach stolz auf seinen Applaus auf einen längst gemachten Scherz, den er nur wiederholt, zur rechten Zeit zieht, wie der Revolverheld den abgegriffenen Colt unter der gleissenden texanischen Mittagssonne. Jeder Schuss ein Treffer. Ich bedanke mich inzwischen trotzdem immer artig bei der Mitnahmeadresse, ob nur moderierend weiterverteilt, paraphrasiert oder gar mit flankierenden Worten geadelt, um das Gemaule großzügig zu umfahren.

Der Teilh’E’ber kann nicht wirklich teilen, ganz so wie das Kind, das zwar ungeniert am fremden Fundus partizipiert, sich aber nicht in die Süßigkeitentüte greifen lassen mag. Den Post teilt er gern, den ‚Erfolg‘ lieber nicht. Auch wenn er ihm gar nicht gebührt, denn ohne fremden Content verwaist sein Social-Media-Profil oder seine Facebookseite wie die verlassenen Goldgräberstädtchen aus einschlägigem Kintopp, durch die nur noch das ‚Tumbleweed‘ weht, auch als Steppenhexe oder Bodenroller bekannt, die Verbildlichung der sprichwörtlichen Langeweile. Mal besser, mal schlechter. Oft wie bei ‚Kanal 5‘, wo nur die alten Bummelschmonzetten durchfahren und keiner von der Bahnsteigkante zurücktreten muss.

Lässt man sich bei allzu penetrantem Gepoche zu einer eiligen ehrlichen Diagnose hinreissen, folgt für gewöhnlich die Blockade. Nicht selten die dramatische Variante. Ist das schlimm? Nein, eher eine Art ‚Autohygiene‘, eine katalytische Selbstreinigung. Feuer frei!

motiv: "Mr. Bean copying The Wrong answer"

202212Bruno SchulzComment