In 80 Gläsern um die Welt:

'San Miguel de La Palma'

Ich war verdammt lange nicht auf La Palma, viel zu lange, es sind inzwischen mehr als dreissig Jahre. Kaum zu glauben. Alle Kanaren hatte ich irgendwann besucht bis auf Hierro, das blieb immer außen vor. Warum auch immer, ich hatte es einfach nicht auf der Liste. Und obwohl mir Gomera und La Palma am besten gefielen, habe ich es am häufigsten nur bis Fuerteventura geschafft, um dort meinen Vater in seiner Wüstenei zu besuchen, weil er da beinahe vierzig Jahre regelmäßig residierte. Gott hab' ihn selig.

Ich mochte die Weine auf Lanzarote und die auf La Palma und all ihre Parallelen und Unterschiede. Das letzte Glas das ich vor elf Wintern auf den Kanaren trank, war ein Malvasia von der Bodega El Grifo aus Lanzarote, einem der ältesten spanischen Weingüter in Familienbesitz überhaupt.

Vor bald vierzig Jahren, nicht lange nach dem Erreichen der Volljährigkeit, lud ein enger Freund meines Vaters diesen und meine Wenigkeit zu einer ziemlich besonderen Genussreise. Der Mann war ein enorm sachkundiger, studierter Önologe und sein feinnervig geplanter „Giro d‘Italia“, wahrhaft eine Tour de Force, führte uns in 3 Tagen von Sizilien bis Tirol - mit dem Finger auf der Karte und dem Glas in der Hand, an einem Küchentisch in der deutschen Provinz. Die Lunte war gelegt. Die Leidenschaft für den besinnten Erlebnisausflug und die beseelte Bildungsreise aus der Flasche: Geschichte, Geographie, Geologie, Biologie, Chemie und Sensorik … alles auf einmal. Und das belohnt mit flüssigen Sonnenstrahlen.

Heute stieß ich im Newsletter von Wein am Limit - Hendrik Thoma auf Hendriks glühend begeisterte Zeilen über die Winzerin Victoria Torres Pecis, die auf La Palma in fünfter Generation das bereits 1885 gegründete Familienweingut 'Bodega Juan Matías Torres. Victoria Torres Pecis' steuert. Aus jeder Zeile trieft seine tiefe Sympathie zur Ausnahmewinzerin und seine Begeisterung für die Individualität, das Außergewöhnliche und alles was sie den harten Bedingungen abzutrotzen versteht.

Zeit für eine neugierige Stipvisite und eine weitere Station auf einer meinen nachgeschmeckten Reisen zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Breitengrad oder dem dreissigsten und vierzigsten, abhängig von der Halbkugel im Fokus.

Also habe ich sogleich eine kleine Handauswahl an Victorias landwirschaftlichen Erzeugnissen bestellt und harre sehr gespannt der besonderen Pretiosen, die mich bald erreichen mögen. Und wenn sie dann da sind, werde ich wieder eintauchen in die regionalen Spezifika, in meine fast verschütteten Erinnerungen und vielleicht auch einen Ausblick wagen und einen Kreis schlagen. Wir werden sehen. Ich freue mich. Salute.

#in80gläsernumdiewelt

202302Bruno SchulzComment