Tante Inge

Das ist meine Tante Inge, die mich nur einmal im Jahr - kurz vor den Ferien - an der Schule abholen durfte. Fünfte oder sechste Klasse. Und meinen Freunden und mir Fluppen anbot, um anschließend noch einen Flachmann durchzureichen. Meinen leiblichen Onkel hatte sie in zweiter Ehe geheiratet, nachdem sie nach 20 Jahren Ehe als Duisburger Schrottplatzkönigin und einer missglückten Pokerrunde plötzlich zur Witwe gemacht worden war. Sie hatte alles richtig gemacht und fuhr als „daily driver“ einen traumhaften, weissen Ferrari 365 GT 2+2, auch bekannt als „Queen Mary“. Gekauft bei Auto Becker in Düsseldorf. Ich liebte sie und habe noch zahllose Anekdoten über ihr lockeres Verhältnis zu den gesellschaftlichen Konventionen. Tante Inge lebte immer weit über ihren Verhältnissen aber für ihre Verhältnisse noch lange nicht standesgemäß. Ich respektiere das noch immer. Jetzt ist sie schon ein paar Jahre tot und doch erinnere ich mich gerne immer wieder.

Nachtrag: Im Unterschied zum Fellpuff auf dem Lichtbilddokument züchtete Tante Inge tatsächlich Deutsche Doggen und die nicht von der Showtanzsorte. Die konnten was.