Von Kreativität und Substanz.

Für kreative Höchstleistungen bedarf es einer aktiven und realistischen Einschätzung von Ideen. Wir sprechen von der Serie, nicht dem Glücksgriff. Vom Plan, nicht von Zufall. Dazu braucht man sein Wissensgedächtnis, also das ‚semantische Gedächtnis‘, ein allgemeines Weltwissen, das sich der Kreative im Laufe seines Lebens erarbeiten, verfügbar und abrufbar halten sollte. Unterstützt durch die Kenntnis systematischer Wissensbeschaffung: nein, Google allein reicht nicht. Allgemeinwissen ist erfahrungsgebunden und kulturabhängig: wir verstehen neue Konzepte durch die Anwendung vorhandenen Wissens und können bewerten, ob sie halbwegs realistisch sind oder nicht. Wissen und Erfahrung sind unerlässlich für erfolgversprechende Kreativleistungen. Sie sind deren Gerüst. Ihr Skelett.

Derjenige, der sich das Smartphone ausgedacht hat, wusste bereits, das Menschen gerne mobil telefonieren, Fotos machen, solche betrachten und senden, unterwegs Musik hören, sich kurze Notizen schreiben und Daten austauschen. Und das überall und jederzeit. Und auch, dass man dazu keine fünf Geräte mit sich herumtragen mag. Warum also nicht alles vereinen? Der Rest ist Geschichte.

Im Umkehrschluss ist ein Mangel an Erfahrung, an Bildung, ein Desinteresse an Know-How und Weiterentwicklung nur selten förderlich für den kreativen Prozess. Selbst disruptive Modelle verlangen nach dem Wissen um vorhandene Regeln, um diese tatsächlich intelligent brechen zu können. Ohne Kenntnis des Status Quo, keine Entwicklung. Ohne Bewusstsein kein Tausch und Austausch.

Viele Menschen gefällt die Nähe ihresgleichen. Einer, der die gleiche Sprache spricht, gerne gleich viel oder besser noch weniger weiß. Die leichte Talsicht ist netter, alles wirkt kleiner. Kuschlig schlicht, bequem und gerne per Du. Einer, der im selben Dorfanger fischt. Dass dabei kein blauer Marlin herauskommen kann, versteht sich allerdings fast von selbst.

motiv: Austin Chan @ unsplash