Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

„Lieber einen Freund verlieren als einen guten Witz.“ - Horaz

Für jede öffentlich gerissene Zote in den sozialen Medien, bei jeder gemachten Pointe coram publico, brennt heute einem Humortaliban die Sicherung durch, um den anhängigen Kommentarstrang mit seinem selbstgebastelten Problem in die Luft zu jagen. Allerdings trägt der seine Sprengstoffweste nicht etwa selbst, sondern bemüht sich diese mit seinen neuen Spießgesellen aus dem Thread dem Spaßautoren überzustreifen, wie ein viel zu strammes Kondom.

Wir müssen achtgeben, dass wir uns das Lachen nicht verleiden lassen, um dauerhaft auf bittere Zynik und bissigen Sarkasmus auszuweichen. Nicht jeder Witz ist jedem witzig, klar. Fast immer zieht einer den Kürzeren. Ganz so, wie am Urinal. Und natürlich gibt es ein „zu seicht“ wie ein „zu arg“. Die Fläche dazwischen, das Machbare, bemisst sich in „Kultur mal Religion“, dem diffusen gesellschaftlichen Einvernehmen und einer Prise subjektivem Elend.

Klingt kompliziert? Ist es auch und will mit jeder Pointe neu ausgeleuchtet werden. Kritik daran ist gut, die Debatte dazu erstrecht, nicht aber die monolithischen Statements selbstdeklarierter Sittenwächter, die regelmäßig in „größer-geht-es-gerade-nicht-Absolutadjektiven“ scharfrichten, um ihren Befindlichkeiten, mitunter verstörenden Niedlichkeiten, Luft zu verschaffen, wie den quälenden Flatulenzen nach dem Verzehr von serbischer Bohnensuppe. „Was kei Miet zahlt, muss eraus“, sagt man in Rheinhessen. Aber Vorsicht beim Drücken, denn sonst kommt dabei leicht mal Scheiße raus. Und wer will das schon im gut besuchten Lichtspielhaus?

Bruno SchulzComment