23 / 24 : Wechsel? Quatsch!

23 / 24

Wechsel? Quatsch!

Das ausstotternde Jahr war gewiss kein „Besonderes“. Doch bevor ich in den üblichen Jammerkanon verfalle, wie schon im Jahr zuvor, deklariere ich es lieber als Jahr der Sensibilisierung, des Lernens, der Maßstabsfindung und des Mutes zur Veränderung. So wird ein Schuh daraus!

Die Nummer hat viel Kraft gekostet. Die Reserven sind arg strapaziert. Die Stimmung war anfangs mau, verkatert, aber es gab dann auch die entscheidenden Motivationsschübe, Anerkennungen, auch Internationale, Auszeichnungen, Reputation aus berufenen, seriösen Quellen. Wir haben unsere Wunden geleckt und wir haben begriffen, loszulassen: falsche Ziele, falsche Ansprüche, falsche Eitelkeiten und „falsche“ Menschen. Auskehr, der meiste Müll ist schon abgefahren oder hat sich selbst hinausgetragen, der Rest steht auf der Abstreichliste.

Resignation ist keine Option. Stagnation schmeckt uns nicht.

Im letzten Quartal ging‘s rund. Ideen griffen, der Fleiss trug Früchte, wir haben tolle Leute kennengelernt, neue Kontakte wurden gemacht, Allianzen geschmiedet, die Saat gesäht.

Nun ist eine Woche Luft. Das heisst Kräfte sammeln, Familie pflegen, lieben, schlafen, lesen, kochen, genießen, Scrabble spielen, Krimiserie schauen, Ergometer quälen.

Und jetzt? Veränderung? Besserungsschwüre? Ablassflehen? Ach Quatsch, das hatten wir doch alles längst. Im übernächsten Monat sind es zwanzig Jahre, die ich nicht mehr rauche. Ganz ohne Silvester, dafür vierzig Grad unter Null. In Ulaan Bataar, aber das ist eine ganz andere Geschichte und nur ein Klassiker von zahllosen Richtungswechseln.

Also? Mir wäre es viel lieber, anzuknüpfen. An die letzten, sehr intensiven Wochen, aber auch alles, was war. Den Faden in der Hand behalten, die Dinge fortsetzen.

Und da sind auch schon Signale.

Ende Januar geht es nach Neapel. Beratend. Kick-Off-Workshop eines Partnerschaftsprojektes mit der italienisch-deutschen Handelskammer: die Digitalisierung von Manufakturmarken. Widersprüchlich? Eben nicht! Nun setze ich also für mich fort, was ich vor achtzehn Jahren nach einer Dekade in Bhutan als mein Leben in solchen Projekten glaubte, abgeschlossen zu haben. Morgenluft? Der Kreis schließt sich? Egal, ich spüre Fahrtluft und das gefällt mir sehr.

Auch Südtirol steht wieder an. Patrick, ich freue mich auf unsere professionellen kulinarischen Ausflüge. Die fernen Meister schätzen, was der heimische Stümper selbstverliebt abbürstet, weil er schon immer alles besser weiß bis in den Stillstand und neue Anforderungen aussitzen zu können glaubt, bevor er sich auf das Abenteuer disruptiver Entwicklung einlassen müsste.

Wir wollen nicht hadern, denn es wird und ist ja alles gut.

Und sonst so? Wenn ich die Nachrichten verfolge, wird mir schlecht. Meinen tapferen Freunden in Israel wünsche ich von Herzen alle Kraft und ihren Feinden rund um den Globus nässende Geschwüre an den Hintern.

Frieden. Ja, Frieden wäre schön. Zusammenhalt, die Kraft der Ideen zu spüren, gemeinsam Großes zu bewegen.

Und dass wir wieder besser miteinander umgehen und vernünftig streiten lernen. Intelligenter debattieren. Mehr Thema und weniger Ego. Tugenden pflegen, statt sie nur plärrend auszustellen.

Und dass die Gesellschafft sich besinnen möge, ihren unheilvollen Rückwärtsdrang auszusetzen.

Und Euch? Den Schlechten nichts. Zur Leere ihrer ohnehin banalen Existenz. Den Guten Liebe, Gesundheit, von Herzen nur das Beste, im Beruf, der Familie, Gesundheit, überhaupt. Kommt gut raus und rein. Das alte Spiel, nein im Ernst: Eure Wünsche und Hoffnungen mögen sich alle erfüllen.

Alle sedierenden Bonmots von Ewigkeitswert erspare ich uns hier und heute für morgen, ohne gestern.

Habt‘s schön, wir sehen, hören, lesen uns, auf bald.

Horrido!

Bruno SchulzComment