Im A...

Im A…..

Als man im Februar 2010 bei Fiat die Produktion des 'Multipla' und danit des großseriellen Industriedenkmals für die genetischen Folgen eines atomaren Super-GAUs und der daraus strahlenbedingten Deformation von Delfinen einstellte, dachten die humorerfahrenen Autodesigner der Firma 'Avtotor' (ein charmantes, altes russisches Wortspiel aus 'After‘ und 'Motor', was sinngemäß transkribiert werden darf mit der schnoddrig selbstironischen Formel: 'der russische Individualverkehr ist im Allerwertesten') in der schönen russischen Enklave Kaliningrad: „da setzen wir locker noch einen drauf“. Nach der Entscheidungsreife, dauerte die rasante technische Entwicklung des möglicherweise für uns alle zukunftsweisenden Vehikels bis in die fahrbereite Prototypenserie nur noch ziemlich genau zwölf Jahre, eben bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 und damit der Bemächtigung der dortigen Waschmaschinen als wesentliche konstruktive Komponenten der neuen, innovativen Fahrzeugplattform. So ungefähr wie mit den seltenen Erden, die man für alle unsere Smartphones aus dem Kongobecken klaubt.

Die Wahl des Produktionsstandortes 'Kaliningrad' als einstig stolzes, ostpreussisches 'Königsberg' ist dabei als Randnotiz wahrscheinlich kaum zufällig und darob vermutlich nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine launige Botschaft mit historischer Substanz an die Adresse 'Berlin' und zugleich die feinsinnfreie, kernrobuste Anspielung auf den desolaten Zustand der gegenwärtigen deutschen Automobilindustrie. So geht eben russische Diplomatie. Oder so ähnlich.

Bruno SchulzComment