Resilienz ist keine Superkraft

Das Thema Resilienz und dessen Stärkung wird inzwischen gerne als esoterischer Trend missverstanden und droht zum Modewort zu verkommen. Das wäre schade. denn die Nummer betrifft uns alle wie kaum etwas anderes in diesen Zeiten.

Um es noch einmal knapp zu greifen: der Begriff ’Resilienz’ entstammt ursprünglich der Materialkunde und beschreibt die Fähigkeit von Stoffen, auch nach extremen Belastungen in den ursprünglichen Zustand und die ursprüngliche Form zurückzufinden.

In der Psychologie ist die Resilienz als Merkmal und Eigenschaft von Personen oder als Prozess bereits seit den 1950er Jahren Gegenstand seriöser wissenschaftlicher Forschung.

Inzwischen hat man die Resilienz auch als ’Breitensport' auf Menschen und Gesellschaften im weitesten Sinne projiziert. Heute soll sogenanntes Resilienztraining dabei unterstützen, persönliche wie gesellschaftliche Krisen künftig besser zu meistern und auch noch gestärkt daraus herauszugehen. Kann das funktionieren? Als schweizer Offiziersmesser für alle Herausforderungen und Befindlichkeiten daraus? Hm.

Irgendwie scheinen wir uns gefühlt augenblicklich in einer Art Dauerkrise zu befinden und fast alle arbeiten wir ständig in einer Art ’Survival-Mode“ von einem Tag in den Nächsten. Wer da nicht lernt zu filtern und zu sortieren, sich selbst zu taxieren, wird kurz- oder mittelfristig alle Fokussierung und Perspektive verlieren.

Keine Resilienz ohne Ausleuchtung der Vulnerabilität, also von eigenen Verletzlichkeiten. Stress und Krisen verlangen regelmäßig nach Bestandsaufnahmen, Analysen, Bewertung und Neuausrichtung, gegebenenfalls auch Disruption. Ja, nach Lazarettchrirurgie: dem Schnitt weit im Gesunden. Nach Innen wie nach Außen. Dazu bedarf es neben dem Drehen an allen klassischen unternehmerischen Stellschrauben wie Planung, Zahlen, Innovationen, Marketing und deren Implementierung, ganz unbedingt einer adäquaten Kommunikation.

Zur Lösung von Krisen bedarf es der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und die Situation per se zu akzeptieren. Es geht um den Willen zu Zukunfts- und Lösungsorientierung, den Optimismus nicht dranzugeben, in Netzwerken zu denken und zu leben, das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit und das Bewusstsein für den Stellenwert von Erholung, also auch routinierter Entlastung.

Und jetzt? Wie isses? Kann man das jetzt üben oder nicht? Die Wissenschaft weiß heute, daß Resilienz nicht angeboren ist und sich erst in gemachten Erfahrungen entwickelt. Wenn man das zulässt. Und vielleicht ist das auch schon der eigentliche Schlüssel. Mehr Echtzeitscan als Wundenlecken. Nicht von einer Krise in die nächste zu stolpern mit immer neuem Helm und Knieschonern, sondern Krisen früh zu erkennen und als Minenfeld mit einer Mischung aus Risiken und Chancen zu verstehen, mit denen umgegangen werden will. Vielleicht ist es eine Art Dauerprophylaxe aus gewachsener Sensibilität. Nicht Angsthase werden, aber neugierig bleiben. Und kreativ und mutig. Auch wenns immer mal wieder kräftig auf die Fresse gibt. Denn so entstehen Heldenreisen. Und die muss man erleben und darf sie erzählen.

schulzundtebbe unterstützen Unternehmer und Unternehmen darin. Jetzt anrufen: 0671.79083010

Auf ein Gespräch mit Keks und Kaffee

Ich freue mich.

Bruno Schulz

motiv: „Baum bei Rubjerg“, Bruno Schulz (Q)

Bruno SchulzComment