Sichtbarkeit

„Das mit der Sichtbarkeit ist eine knifflige Angelegenheit: ist jemand sichtbar, wenn man ihn in einer Menschenmenge ausmachen kann, oder wenn man versteht, wie sich sein Leben für ihn anfühlt?“

Das hat die amerikanische Literaturkritikerin Stacey d’Erasmo als Kernfrage destilliert und ich glaube, darum geht es.

Dasselbe gilt übrigens für Marken. Auch die verhaften durch Authentizität und Transparenz in ihren Werten. Das sind die Schnittstellen. Hier kann Anbindung geschehen und Bindung entstehen.

>> In meinem Text geht es um die Bedeutung und das Gewicht von „Sichtbarkeit“ im Kanon zeitgenössischer Erfolgsfaktoren. Da auch ein effektives Zeitmanagement dazugehört, biete ich an dieser Stelle für die Rastlosen den rechtzeitigen Ausstieg an aus meiner Perspektive aufs Sujet.

„Für Künstler ist das größte Problem,
das es zu lösen gilt, sich im Blickfeld
der Öffentlichkeit zu platzieren.“

(„Pour les artistes, le grand problème
à resoudre est de se mettre en vue.“ )

Das schrieb das französische Nationalheiligtum Honoré de Balzac in seinen „illusions perdues“, seinen „verlorenen Illusionen“.

Heute lässt sich die Gruppe, der das Bonmot einst gewidmet war mühelos erweitern. Es betrifft eigentlich jeden, der sich, sein Produkt oder seine Leistung anbieten will und muss, oder erfolgreich ein fremdes Angebot verkaufen oder vermitteln möchte.

Erfolg oder Misserfolg werden durch viele Faktoren beeinflusst und sicher nicht zuletzt durch die Qualität der Offerte. Die allerdings exklusiv zu verantworten ist so albern wie borniert.

„Be so good they can’t ignore you.“

Gesundheit!

Das ist ein dümmlicher Ratschlag des Komikers Steve Martin, der fraglos erfolgreich, von zahllosen selbstdeklarierten Marketinggurus regelmäßig zitiert wird.

Finger weg von solchen Leerphrasen, denn die suggerieren, dass Erfolg exklusiv auf Engagement, Know How und Professionalität, vielleicht noch auf Intelligenz und Talent zurückzuführen sei. Das ist erwiesenermaßen abgestandener Magerquark aus Zeiten, als man die Leichtgläubigen und Unterprivilegierten noch damit beschwichtigen konnte, dass man nur hart genug arbeiten müsse und Verantwortung übernehmen, um sich automatisch von der Tellerwäscherraupe in einen Millionärsschmetterling zu verwandeln.

Natürlich ist Qualität relevant, aber der regelmäßige Erfolg minderwertiger Leistungen belegt wohl hinreichend, dass es daran allein kaum liegen kann.

Erfolg ist eine komplexe Angelegenheit. Und ein eher zufälliger Prozess. Bestimmt wird das neben Talent und Engagement auch durch Timing, Gelegenheiten, Netzwerke, soziale und wirtschaftliche Bedingungen, durch Durchhaltevermögen: Resilienz und die Fähigkeit, Rückschläge zu überwinden und weiterzumachen. Und durch eine verdammt große Portion Glück

Die Erfolgsschwafler, Eigenbiografiekosmetiker und Hurra-Coaches ignorieren die strukturellen Ungleichheiten. Denn die Annahme, dass man allein durch Begabung und harte Arbeit gesehen würde, blendet gerne die Realität aus, dass viele Menschen wegen der Ungleichheiten in Bildung, ihrem Zugang zu Ressourcen oder aufgrund von Diskriminierung schlicht und einfach nicht die gleichen Chancen haben. Die Aussage, jeder habe die gleichen Möglichkeiten ist selbstgerechter, unreflektierter, unterkomplexer Stuss.

Die Allzweckwaffe Helmut Schmidt meinte einmal, „wer Visionen habe, sollte besser zum Arzt gehen“. Genau genommen geht es ohne Visionen ganz sicher nirgendwohin, schon gar nicht nach vorne.

Und was ist jetzt mit der Sichtbarkeit, in Marketingdenglisch „visibilty“? Ohne die geht es nicht. Sie ist als Rezept so wichtig für den Erfolg wie die Spucke von Guido Quiller für die Herstellung seines unzerstörbaren Schaufensterglases im Film „Hände wie Samt“ aus dem Jahr 1979 mit Adriano Celentano. Nur eben nicht geheim. Sie ist das Streichholz an der Lunte. Ohne Feuer keine Action. Bumm!

„Visibility“ ist für Personen-, Produkt-, Service- und kleine Unternehmensmarken unerlässlich. „Visibility“ ist die Grundlage für Bekanntheit und Vertrauen. Eine hohe Sichtbarkeit ermöglicht es Marken, sich von Wettbewerbern abzuheben und die eigene Zielgruppe effektiv zu erreichen. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass potenzielle Kunden auf das Angebot aufmerksam werden und dieses auch in Betracht ziehen. Zudem fördert Sichtbarkeit positive Mundzumundpropaganda und langfristige Kundenbeziehungen. „Visibility“ ist der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum und Erfolg in einem zunehmend gesättigten Markt.

Ja und jetzt? „Visibility“ wird zunehmend komplexer. Das ist nicht zuletzt der Vielzahl der Kanäle geschuldet und immer intelligenteren Marketingmaßnahmen, die es individuell zu kombinieren, zu verzahnen und zu bespielen gilt. Dazu bedarf es Ideen und Strategien, eines adäquaten Narrativs, einer realistischen Budgetierung und der Erkenntnis, diesen erheblichen Erfolgsfaktor kaum vollständig fremdverantworten zu können. Auch wenn es vielen unbequem erscheint: ohne aktive Eigenteilnahme wird es nicht gehen.

Die gute Nachricht: man kann „Sichtbarkeit“ lernen und trainierenn und systematisieren.

Wer mehr darüber erfahren möchte, schreibt mir eine PN.

Bruno SchulzComment